Wer ist… der Slenderman?

Der Slenderman (dt.: Der Dünnmann) ist eine urbane Internet-Legende, die 2009 mit zwei Photoshop-Bildern im SomethingAweful gestartet wurde. Urheber der beiden Bilder ist der Nutzer Victor Surge, der unter seinem wahren Namen, Eric Knudsen, Urheberrechte für den Charakter hält. Der Slenderman ist somit vollkommen fiktional, eine Erfindung ohne reale Bezüge. 2014 fand der Slenderman auf tragische Weise seinen Weg in die Mainstream-Medien, als zwei 12-jährige amerikanische Mädchen 19-mal mit einem Messer auf eine Freundin einstachen, um sie dem Slenderman zu opfern.

Die Geburt des Slenderman

Slendermans Geburt Teil 1. Ursprung: Victor Surge im SomethingAweful Forum

Am 10. Juni 2009 um 13:07 Uhr postete Eric Knudsen seine beiden Bilder im „create paranormal images [dt.: Erschaffe paranormale Bilder]“-Thread des SomethingAweful-Forums. Dazu zwei kurze, sehr vage, aber unheimliche Sätze. Den anonymen Mitgliedern des Forums gefielen die Bilder. Es folgten weitere Photoshop-Bilder aus erfundenen Quellen und der Mythos des Slenderman begann zu reifen.

Mit der Webserie Marble Hornets schwappte der Slenderman dann auf YouTube und damit den Rest des Internets über. Marble Hornets zählt zu den sogenannten Alternate Reality Games (ARG). Eine fiktionale Geschichte, die in unserer wirklichen Welt stattfindet. Die Handlungen in ARGs entwickelt sich live und in Echtzeit über Videos auf YouTube, Twitter und, vielleicht am wichtigsten bei alle dem, in Interaktion mit den Zuschauern. Marble Hornets ist bereits an und für sich faszinierend. Das Marble Hornets Projekt lief fast genau 5 Jahre und entwickelte sich über mehrere YouTube-Kanäle mit 133 Videos. Mittlerweile ist das Projekt beendet und ist kommerziell mit Outtakes, Entwicklerkommentaren und Blicken hinter die Kulissen kommerziell erhältlich.

Neben Marble Hornets sind die zwei anderen großen Slender Man ARGs EverymanHYBRID und TribeTwelve. Beide nutzen weitaus mehr Plattformen als YouTube und legten mehr wert auf Zuschauerinteraktion.

Slendermans Geburt Teil 2. Ursprung: Victor Surge im SomethingAweful Forum

Dadurch angetrieben breitete sich der Slenderman immer weiter im Internet aus. Hauptsächlich in der Form von Creepypastas, noch eins von diesen Internet-Phänomen. Grob gesagt sind Creepypastas angeblich reale Horrorgeschichten, die im Internet verbreitet werden. Unter den Begriff fallen mittlerweile auch einfach Horror-Kurzgeschichten im Internet. Im engen Sinne sind Creppypastas entweder klassische „Freund eines Freundes“-Geschichten oder schlicht gefälschte Nachrichten-/Zeitungsmeldungen über unheimliche Dinge, nur eben verbreitet über das Internet.

Slendermans Erbe

Wenn er bis dahin noch nicht bekannt genug war, dann war ein kleines Horrorspiel im Juni 2012, Slender: The Eight Pages, letztlich der finale Durchbruch des Slenderman. Alleine in einem dunklen Wald, gejagt von einem gesichtlosen, scheinbar regungsloses Monster, das dir hinter deinem Rücken immer näher kommt. Das Spiel war vorallem ein YouTube-Erfolg, nichts war so unterhaltsam wie seinen Lieblingsyoutubern beim gruseln und zusammenzucken zuzuschauen.

Screenshot aus Slender: The Eight Pages. Je länger man den Slenderman im Spiel anschaut, desto heftiger wird der Rauscheffekt des Bildes.

Der Hype um den Slenderman flaute etwas ab, bis er im Juni 2014 weltweit Schlagzeilen machte. Zwei amerikanische 12-jährige Mädchen hatten nach einer gemeinsamen Übernachtungsparty in einem nahegelegenen Park 19 mal mit einem Messer auf eine Freundin eingestochen. Das Opfer überlebte mit schweren Stichwunden, die teilweise ihr Herz um nur wenige Milimeter verfehlt hatten. Als Motiv gaben die beiden später an die gemeinsame Freundin als Opfer für den Slenderman töten zu wollen. Ihr Prozess endete im Oktober letzten Jahres nachdem beide in separaten Prozessen nach Schuldgeständnissen wegen psychischer Störung zur Behandlung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurden.

Aktuell ist die Horrorgestalt wieder ein Thema, weil Sony Anfang des Jahres den Horrorfilm SLENDER MAN für den 17. Mai 2018 angekündigt hatte.

Das Titelbild des Artikels gibt es als Wallpaper hier. Das Spiel Slender: The Eight Pages, durch das ich zum ersten Mal mit dem Slenderman in Kontakt gekommen bin, gibt es unteranderem hier zum kostenlosen Download. Neben den Quellenverweisen im Artikel bietet auch die Washington Post eine gute Übersicht über den Slenderman.