Was ist… die Potsdamer Schwerekartoffel?

Seid geraumer Zeit wissen wir, dass die Erde eine Kugel ist, genaugenommen ein fast kugelförmiger Rotationsellipsoid. Durch ihre Rotation hat sie die Form eines Balls, der an den beiden Polen etwas zusammengedrückt wurde. Wir wissen auch schon eine ganze Weile von der Schwerkraft unserer Erde. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere auch noch daran, dass die Anziehung der Erde 1G beträgt oder dass die Erdbeschleunigung 9,81 m/s² ist, was letztlich das Gleiche ist. So oder so sagen beide Zahlenwerte, dass die Schwerkraft auf der Erde überall gleich stark ist. Die Potsdamer Schwerekartoffel zeigt, dass genau das nicht der Fall ist.

Was zeigt die Schwerekartoffel?

Die Schwerekartoffel aus dem Jahr 2011

Das Bild zur linken dieses Texts zeigt die Schwankungen im Schwerefeld der Erde, wenn auch der Anschaulichkeit halber enorm überspitzt. In rot und erhöht dargestellt sind Regionen mit stärkerer Erdbeschleunigung. Entsprechend zeigen blaue und abgesenkte Bereiche Areale mit geringerer Erdbeschleunigung. In der Realität sind diese Schwankungen weit weniger ausgeprägt und liegen im Rahmen von etwa +/- 1 % vom Durchschnittswert 9,81 m/s².

Das Besondere an dem Modell ist seine dynamische Natur. Die Schwerekartoffel nutzt natürliche Schwankungen in der Verteilung der Wassermassen um nicht nur ein statisches Bild vom Schwerefeld der Erde zu bekommen, sondern ein zeitlich variables. Darüberhinaus zeigt das Modell einige unintuitive Trends, deren Erklärung nicht trivial sind. So etwa Schwerefeldgräben in Bergregionen und Schwerefelderhebungen im Ozean.

Der offizielle Name der Schwerekartoffel ist „Eigen-C6“ Modell und wurde im GeoForschungszentrum Potsdam errechnet. Die Rechnungen wurden in Zusammenarbeit mit der französischen Arbeitsgruppe Groupe de Recherche de Géodésie Spaciale aus Toulouse durchgeführt. Die dabei verarbeiteten Daten stammen von den Satelliten LAGEOS, GRACE und GOCE, ergänzt durch Daten von etlichen Bodenmessstationen.

Zum ersten Mal auf die Schwerekartoffel aufmerksam geworden bin ich durch diesen Artikel von One Universe at a Time. Weitere Quellen sind Motherboard und das GeoForschungsZentrum Potsdam.