Kaltlassen
Der Weg über Lebensmittel führte offenkundig nicht zum Erfolg. Die Verschwörer saßen auf einem gewaltigen finanziellen Verlust. Literweise kostenloser Getränke für Iron Mike, büchsenweise Methanol aus dem Baumarkt, die Rechnung über die Austern und Sardinen und obendrauf auch noch die Kosten für die Lebensversicherung. Also änderte die Gruppe ihren Plan. Diesmal wollte man die Elemente die Drecksarbeit erledigen lassen, wenn auch mit etwas Hilfe.
Nachdem sich der ehemalige Feuerwehrmann ein weiteres Mal in die Besinnungslosigkeit getrunken hatte, ludt das Mordkomplott ihn in ein Auto, fuhr in hinaus in den Park und legten ihn bei eisiger Kälte auf eine Parkbank. Um ganz sicher zu gehen, entkleideten sie seinen Oberkörper und entleerten mehrere Flaschen Wasser auf Kopf und Brust des Bewusstlosen.
Sich ihrer Sache diesmal sehr sicher fuhren sie nach Hause. Der Schock kam am nächsten Tag, als Marino seine Bar aufsuchte und im Keller die schlafende Gestalt von Micheal Malloy vorfand, der dort vor der Kälte Zuflucht gesucht hatte. Angeblich soll er, als er erwachte, gemeint haben, dass es etwas frisch sei.
Mit 50 Sachen über Iron Mike
Damit war das Ende der Fahnenstange des guten Geschmacks endgültig erreicht. Beim fünften Versuch sollte es kein albernes hin und her mehr geben, kein indirekter Mord mehr. Ein letztes Mal, durfte sich der Obdachlose betrinken, dann zerrten sie ihn nach draußen und hielten mit einem Auto auf ihn zu. Zweimal konnte Iron Mike zur Seite springen, beim dritten Anlauf war er nicht schnell genug. Mit 50 Meilen pro Stunde krachte der Wagen gegen ihn, hob ihn über den Wagen und er landete hart auf dem Straßenboden. Um ganz sicher zugehen, setzte der Fahrer des Wagens noch einmal zurück und überrollte Micheal Malloy ein weiteres Mal. Die Gruppe war sich sicher, dass Mike jetzt endgültig Geschichte war.
Die Gruppe musste am nächsten Tag nur noch das Leichenhaus finden in dem die Leiche untergebracht war, um das Geld einstreichen zu können. Aber Micheal Malloys Körper wollte fast eine Woche lang nicht auftauchen, bis er am fünften Tag humpelnd und wankend die Tür zur Bar aufstieß und eine irrwitzige Geschichte zu erzählen hatte. Er erinnerte sich an Whiskey, kühle Nachtluft und heranrasende Lichter, dann Dunkelheit. Dann fand er sich plötzlich im warmen Bett eines nahen Krankenhauses wieder. Nach kurzer Erholung wollte er nur noch eines: Einen Drink.
And Then There Where None
So widerstandsfähig er auch war, am 21. Februar 1933 starb Iron Mike sieben Monate nachdem ein halbesdutzend Leute seinen Tod beschlossen hatten. Die Gruppe hatte ihn in einem Apartmentgebäude gefesselt, ihm eine Schlauchöffnung in den Mund gesteckt und die andere mit einer Gasleitung verbunden. Keiner verließ den Ort bis Iron Mike endlich und mit hundertprozentiger Gewissheit das Zeitliche gesegnet hatte.
Ein befreundeter Arzt fälschte den Totenschein, Micheal Malloy wurde als Nicholas Mellory beerdigt und die Gruppe wollte die harterarbeitete Versicherungssumme einkassieren. Keiner hatte damit gerechnet, dass die Versicherungsgesellschaften die Leiche sehen wollte. Eine Ermittlung wurde gestartet, nach und nach packten alle Beteiligten aus. Die vier Drahtzieher des Komplotts wurden wegen Mordes zum Tode verurteilt. Wie es im Artikel des Smithsonian so schön heißt: „Die Verschwörer wurden auf den elektrischen Stuhl im Sing Sing Gefängnis geschickt, der sie alle beim ersten Versuch tötete.“
Erfahren vom Mordfall Malloy habe ich durch Episode 9 von And That’s Why We Drink. Quelle für den Beitrag ist der fantastische Artikel The Man Who Wouldn’t Die aus dem Smithsonian.