Laufen, Looten, Sterben – Battle Royal ist komisch

Man nehme eine große Gruppe Spieler, zufällig verteilte Ausrüstung und ein stetig schrumpfendes Spielfeld und man hat ein Battle Royal Spiel. Stark inspiriert vom gleichnamigen 1999 veröffentlichten Buch von Koushun Takami und der Filmadaption ein Jahr später, startet der Spieler mit Nichts und muss am Ende der letzte Überlebende sein. Die Prämisse des Battle Royal ist wie gemacht für Videospiele. Gerade nachdem die Tribute von Panem das Prinzip international bekannt gemacht hatte dauerte es nicht all zu lange bis es in spielbarer Form adaptiert wurde.

Je nachdem wie man es sehen möchte ist das Spielprinzip mit Spielmodi wie Last Team Standing sogar schon populär gewesen, als das Buch noch gar nicht existierte. Das Genre Battle Royal entstand aber wohl erst so richtig irgendwann um die Veröffentlichung der Tribute von Panem herum. Sei es als Spielmodus in Minecraft, Mods für ARMA und H1Z1 oder schließlich auch als eigenständiges Spiel wie The Culling. Die Kernaussage von all dem ist, dass Battle Royal wesentlich älter ist, als mancheiner vielleicht annimmt. Der große Popularitätsboom kam nämlich erst mit der veröffentlichung von PlayerUnknown’s Battleground und hält seitdem an.

Ich werde im folgenden Hauptsächlich über die zwei größten Vertreter des Genres sprechen, Fortnite Battle Royal und PlayerUnknown’s Battleground. Beide habe ich allein oder mit einem, zwei oder drei Freunden mehrere Stunden auf der Xbox One gespielt habe.

Battle Royal ist komisch

In der Überschrift heißt es „Battle Royal ist komisch“, warum? Es macht wohl am ehesten Sinn zunächst einmal zu erklären, was ich überhaupt damit meine. PUBG und Fortnite sind in meinen Augen gleichzeitig ein paar der besten und mit die frustrierensten und langweiligsten Spiele auf dem Markt. Ich kenne kaum ein Spiel dessen Qualität so stark von der Mentalität von mir als Spieler abhängt, wie diese beiden Battle Royal Spiele.

Auf der einen Seite rennt man die meiste Zeit durch eine mehr oder weniger tote Welt und sammelt Zeug für Konfrontationen, denen man am besten aus dem Weg geht. Während man dann so von Haus zu Haus rennt, trifft dich plötzlich eine Kugel von irgendwo und du bist tot. Vielleicht findest du noch nicht mal anständige Ausrüstung und rennst nach 15 Minuten immer noch nur mit einer Bratpfanne, einer kleinen Pistole und einer Schrottflinte ohne Munition herum. Irgendwann findest du ein vielversprechendes Haus und auf dem Weg dahin überfährt dich jemand mit einem Auto. Oder du befindest dich in einem Gefecht, flüchtest dich in Deckung und bevor du reagieren kannst wurdest du von jemanden erschossen, der seit zwei Minuten in einem Busch zehn Meter weiter gehockt hat.

Dann ist da auch die andere Seite. Die Seite der ständigen Anspannung und der ständigen Risikoabschätzung. Wenn man dabei ist dem schrumpfenden Spielfeld zum Opfer zu fallen und dann im letzten Moment ein Fahrzeug findet, ist die Freude groß. Wenn dann aber plötzlich das Gebiet vor dir mit Artilleriefeuer bedeckt wird, dann sind diese wenigen Sekunden mit der Todeszone im Nacken, Explosionen links und rechts von dir und der sicheren Zone zum greifen nah mit das spannenste, was man in der Videospielwelt erleben kann. Battle Royal Spiele bieten enormen Spielraum für Geschichten. Dazu haben die Spiele mit dem ständig schrumpfenden Spielfeld und den verlockenden Loot Drops zwei fantastische Systeme etabliert, um Bewegung und Konfrontation zu erzeugen. Zu guter Letzt ist da das fantastische Gefühl der letzte Überlebende aus 100 Mitspielern zu sein. Oder das herzzerreißende Gefühl als zweiter oder dritter aus dem Spiel zu scheiden.

Eine Frage der Einstellung

Wie also schon gesagt haben gerade PUBG und Fortnite zwei Seiten. Ist man einmal auf einer von beiden Seiten, ist es nicht schwer in eine Spirale der Bestätigung zu fallen. Überall gibt es mehr oder weniger deutliche Dinge, die sowohl die eine, als auch die andere Seite unterstützen.Wer das Spiel gerade nicht mag, wird sich darin schnell und immer und immer wieder bestätigt sehen, bis er es hasst. Wer es gerade mag, der wird so viele Dinge erleben, dass er es am Ende liebt.

Das Ding mit den Battle Royal Spielen ist, dass sie nicht für dich entscheiden auf welcher Seite du stehst. Es ist immer eine Frage der Einstellung. Natürlich ist jedes Spiel geschmackssache und Genrepräferenzen hat jeder, aber die großen Battle Royaler haben auch darüber hinaus das Potential die Spielerschaft zu spalten. Und das nicht nur wegen „Das ist erfolgreich, deshalb mag ich es nicht“-Hipstern, zumindest nicht ganz.

Wer mit Fortnite Battle Royal und PlayerUnknown’s Battlegrounds Spaß haben will, der wird ihn haben. Gleiches gilt für den umgekehrten Fall. Das Ding ist, dass ich die Einstiegshürde recht hoch einschätze. Man muss wissen auf was man sich einlässt, um Spaß mit dem Spiel haben zu können. Dafür muss man es allerding erst einmal Spielen ohne zu wissen, auf was man sich einlässt. Am Anfang fällt man also in die Negativspirale und mag es zunächst mal nicht. Das habe ich an mir und an einigen Freunden bemerkt.

Immernoch falle ich entweder in die eine oder die andere Spirale, wenn ich eines der Spiele anschmeiße. Dennoch oder vielleicht auch deshalb finde ich den Aufstieg des „neuen“ Genres sehr gut. Es wirbelt die Spielwelt ein bisschen auf und abertausende von Spielern haben gewaltigen Spaß damit.