Das Problem mit… Life is Strange

Sprechen wir zuerst einmal den Elefanten im Raum an: Ein Problem welches durch das bloße Reisen durch die Zeit ausgelöst wird, sollte nicht durch Zeitreise gelöst werden können. Die Erklärung für den Sturm ist, dass Max Zeitreise so viele unterschiedliche Realitäten erzeugt hat, dass das Raumzeit-Gefüge aus der Balance geraten ist und jetzt mehr oder weniger über den Sturm zusammenfällt. Da macht es schlichtweg keinen Sinn ein weiteres Mal in der Zeit zu reisen und alles ist wieder gut.

Der zweite Punkt auf meiner Liste ist die fantastische Sequenz in Episode 4 in der Chloe im Rollstuhl sitzt. Am Ende der dritten Episode habt ihr die Fähigkeit entdeckt weit in die Vergangenheit zu reisen, indem ihr euch intensiv auf alte Polaroidaufnahmen konzentriert. Ihr seid an den schicksalshaften Tag gereist an dem Chloes Vater in einem Verkehrsunfall starb und habt genau das verhindert. Doch die Auswirkungen auf die Gegenwart sind furchtbar. Chloe erleidet einen Autounfall und ist vom Hals abwärts gelähmt, zudem verschlechtert sich ihr Zustand zusehend und langsam aber schmerzhaft geht es mit ihr zu Ende. Am Ende müsst ihr die Entscheidung treffen ihren Wunsch nachzukommen und ihr eine Überdosis Medikamente zu verabreichen oder eben nicht. 

Etwas früher in dieser Sequenz geht ihr mit Chloe am Strand spazieren und blickt gemeinsam auf die vielen toten Wale, die in den letzten Tagen angespült wurden. Die mysteriösen Wetterphänome sind auch hier Realität und das passt nicht mit den Konsequenzen der letzten Entscheidung zusammen. In dieser Zeitlinie kann alles passiert sein. Was aber sicher nicht geschehen ist, ist dass Max durch eine Zeitreise auf der Frauentoilette Chloe vor Nathan gerettet hat. Dennoch droht Arcadia Bay der Untergang durch einen enormen Raumzeit-Tornado, parallel zu der anderen Zeitlinie in der Chloes Vater gestorben ist. Wenn Zeitreise etwas mit dem Tornado zu tun hat, dann sollte Arcadia Bay in dieser Zeitlinie schon gar nicht mehr stehen, die erste Zeitreise in dieser Linie werden alle Spieler wohl direkt am Anfang gemacht haben, wenn es darum geht den Schlüssel zu verstecken und Chloes Vater seinen Geräuschemacher aus der Tasche zieht. Wenn der Tornado also eine Woche nach der ersten Zeitreise kommt, dann sollte die Stadt bereits zerstört sein.

All dies deutet daraufhin, dass es tatsächlich eine „richtige“ Zeitlinie geben muss und diese wiederherzustellen verhindert dann letztlich auch den Tornado. Dies erreicht ihr, indem ihr zurück in die Toilette reist und Chloe sterben lasst, immerhin seid ihr an diesem Punkt noch nie in der Zeit gereist. Aber auch das passt nicht zusammen, ihr erinnert euch an eure Zeitreisen. Ihr wisst Dinge, die ihr ohne die Zeitreise gar nicht wüsstet und werdet entsprechend handeln. Max sitzt weinend da, weil sie weiß, dass Chloe sterben wird. Kurzum: Auch in dieser „finalen“ Zeitlinie sind Zeitreisen real. Der Sturm muss also kommen.

Kommen wir zum letzten Punkt: Es ist Chloes Schicksal auf der Frauentoilette zu sterben. Unabhängig von den Zeitreisen wird der Tornado kommen, wenn Chloe nicht stirbt. Unterm Strich ist dies meiner Meinung nach die „offizielle“ Erklärung für die Enden, es geht nicht um die Zeitreisen per se, sondern um Chloe. Zumindest scheint Max das zu denken, sonst hätte sie einfach den Feueralarm auslösen können. Sie wäre nie in der Zeit gereist und Chloe würde leben. In diesem Kontext stellt sich dann aber auch die Frage, warum Chloes Tod so schicksalshaft ist und Kates Tod nicht. Ohne eure Zeitreisefähigkeit hätte sich Kate am Ende von Episode 2 auf jeden Fall vom Dach gestürzt, habt ihr euch aber dafür entschieden Chloe sterben zulassen lebt Kate am Ende der Woche noch. Diese Tatsache kann natürlich grob wegargumentiert werden, weil z.B. David wahrscheinlich Kate nicht bedrängt hätte wenn es gerade den Todesfall in der Familie gegeben hätte, aber das ist nur halb zufriedenstellend, gerade im Bezug auf den vorangegangenen Abschnitt.