Wenig-Populär: Die Halo 5 Kampagne ist super!

KIs und ein Universum im Krieg

Gegen Ende des Spiels wird klar, dass die künstliche Intelligenz Cortana die Ereignisse von Halo 4 überlebt hat und einen Weg gefunden hat KIs unsterblich zu machen.

Daraufhin entwickelte sie einen Gottkomplex und ernennt sich und alle anderen künstlichen Intelligenzen zu den Beschützern des Universums. Die mentale Überlegenheit der KIs, gepaart mit der neuerlangten Unsterblichkeit macht sie in ihren Augen zu idealen Herrschern. Und mit der vollen Kontrolle über die überwältigende Technologie der Blutsväter sieht sie sich in der Position diese Herrschaft wenn nötig zu erzwingen.

Cortanas erklärtes Endziel macht das Ganze aber erst so richtig spannend: Frieden, Gesundheit und Wohlstand für alle. Absoluter Frieden durch ultimative Härte. Wer aus der Reihe tanzt wird ausgelöscht. Totale Freiheit und Selbstbestimmung führen zu Krieg und Sklaverei, Dinge, die es in ihrer Zukunft nicht mehr geben wird. Sie wirft dem Master Chief vor nicht das große Ganze zu sehen und das Interessante: Vielleicht hat sie recht.

Im Laufe der Handlung reisen wir von einem kriegzerüttelten Ort zum anderen. Der Bürgerkrieg auf der Heimatwelt der Eliten, die verglaste Kolonie Meridian, das Raumschiff Argent Moon, verseucht wegen eines Unfalls mit tödlichen Biowaffen.

Cortana hat den Guardian auf Meridian aktiviert, ja, aber sie hat dem Governor der Kolonie genug Zeit gegeben, um die Bevölkerung zu evakuieren. Der Guardian auf Shanghelios und die damit verbundenen Toten und endlose Zerstörung? Aktiviert durch die Menschen, um Cortana zu finden. Was machen die übrigen KIs im Spiel: Governor Sloan dient selbst auf dem Sterbebett noch der Sicherheit seiner Kolonie. Die Schiffs-KI der Argent Moon hat sich selbst geopfert, um die menschengemachte Seuche auf dem Schiff von jeglicher Zivilisation fernzuhalten. Und welcher Ort ist der friedlichste im ganzen Spiel? Cortanas Basis auf dem künstlichen, aber wunderschönen Planeten Genisis.

Fokus verlieren

Obwohl ich hoffe klar gemacht zuhaben, wieso ich die Geschichte in Halo 5 alles andere als schlecht finde, muss ich anerkennen, dass diese Geschichte nicht nur in Anbetracht des Marketings ein Schlag ins Gesicht ist. Halo-Geschichten waren nie sonderlich komplex. Die Gegner in der ersten Halo-Trilogie sind hirnlose Parasiten und offensichtlich falschliegende religiöse Fanatiker. Ihr seid ein Supersoldat, der alleine das Universum retten muss. Punkt.

Der Weg dahin ist von einer fantastischen Präsentation und einer Reihe spannender Ideen begleitet. Halo Geschichten waren bislang immer vorallem eines: Fokussiert. Die ersten beiden Teile der neuen Halo Trilogie sind das nicht, Halo 5 noch weniger als Halo 4. Zumindest wirken sie weitaus unfokussierter.

Für was kämpfst du in Halo 5? In Halo 1-3 ist die Antwort klar: „Um den Untergang des Universums zu verhindern, sei es durch die Halo-Ringe oder die Flood“. Für Halo 5 ist die Beantwortung dieser Frage viel unklarer. Allerdings glaube ich, dass das Absicht ist. Cortanas gesamter Plan bekommt in Anbetracht dieser Frage legitimität.

Von Setpiece zu Setpiece

Aber selbst wenn wir uns von der übergeordneten Story wegbewegen, hat die Halo 5 Kampagne einiges zu bieten. Die Schauplätze sind so abwechslungreich, wie in kaum einem anderen Spiel der Reihe zuvor. Die verglaste Oberfläche Meridians und die Blutsväterminen im Inneren des Planeten, die alten Ruinen der Shangheli-Kultur und die moderne Hauptstadt der selbigen, eine verlassene Raumstation irgendwo im All, der eisige Planet Kamchatka oder der subtropische Planet Genesis.

Die großen Kampfareale sind offen wie nie, überspannen nicht selten mehrere Ebenen und bieten somit Platz für etliche teils offensichtliche, teils etwas besser versteckte Wege. Nicht selten stolpert der Master Chief in einen laufenenden Kampf, teilweise zwischen zwei feindlichen Fraktionen wie der Allianz und den Promethanern, des Öfteren aber auch zwischen einer verbündeten und einer feindlichen Gruppe. Damit ist auf den Schlachtfeldern eigentlich ständig etwas los. Dazu kommt noch die große Vielfalt an Gegnern und Waffen, wodurch Kämpfe eigentlich nie langweilig werden.

Auch an diesen gewaltigen, fast epischen Halo-Momenten mangelt es nicht. Seien es die eher filmischen Passagen wie die brilliante Eröffnungs-Cutscene (siehe oben) oder spektakuläre Gameplay-Passagen. Ich meine, das 13 Kapitel der Kampagne beginnt damit, wie wir einen Guardian hinunter rennen, während wir Promethaner bekämpfen. Das sind nur zwei Beispiele, aber das Spiel ist voll von solchen spektakulären Momenten.


Zum Mitnehmen

Die Grundaussage von alle dem lässt sich recht kurz zusammenfassen: Die Kampagne von Halo 5: Guardians ist toll, aber in vielen Belangen anders, als man es erwarten würde. Die Geschichte ist untypisch für ein Halo-Spiel, das Marketing hat etwas ganz anderes versprochen, als wir am Ende bekommen haben und obendrei ist das Gameplay heftig modernisiert worden. Aber am Ende ist sowohl die Geschichte, als auch das neue Gameplay ziemlich gut geworden.