Wenn es so etwas wie prominente Podcasts gibt, dann gehört die erste Staffel des Serial Podcasts auf jeden Fall dazu. In zwölf Episoden rollt der Podcast den 1999er Mordfall der damals 18 Jahre alten Hae Min Lee auf.
Der Aufhänger
Das Mädchen im Abschluss-Jahrgang verschwand am 13. Januar 1999, etwa einen Monat später wird ihre Leiche im Wald gefunden. Nach einem Jahr Ermittlungen und Gerichtsverhandlungen wird der Ex-Freund der jungen Frau, Adnan Syed, wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Die Verurteilung beruhte damals hauptsächlich auf der Aussage eines einzigen Zeugen, Jay, der behauptete Adnan bei der Beseitung der Leiche geholfen zu haben.
Bis heute besteht Adnan auf seine Unschuld und der Fall weist einige Ungereimtheiten auf. Aber auch Adnans Aussage von damals hatte wichtige Lücken. In der ersten Staffel von Serial nimmt sich die Journalistin Sarah Koenig, gemeinsam mit ihren Produzenten Julie Snyder und Dana Chivvis, des Falles an.
Journalismus par excellence
Serial ist zunächst einmal ein Zeugnis für hervorragenden Journalismus. In etlichen Monat Vorbereitung hat sich Sarah Koenig durch tausende Seiten Gerichtsdokumente, Zeugenaussagen und Polizeiakten gearbeitet, mit etlichen Zeugen gesprochen und versucht alle losen Enden des Falls aufzugreifen. Alles im Versuch Licht in den ominösen Fall zu bringen.
Dabei erweckt sie nie den Eindruck befangen zu sein oder auf ein bestimmtes Ergebnis hinzuarbeiten. Sie geht wohin sie die Spuren und Beweise führen und spricht mit Experten, um ihre Eindrücke zu bestätigen oder zu widerlegen.
Spannendes Hörvergnügen
Das ist schön und gut, aber guter Journalismus macht einen Podcast noch nicht fantastisch und erst recht nicht so populär, wie Serial. Auch in Sachen Präsentation spielt Serial nämlich ganz oben mit.
Der Podcast wird von Sarah Koenig allein präsentiert. Die meiste Zeit führt sie durch die verschiedenen Aspekte und Fakten des Falls. Dabei trifft sie stets eine sehr angenehme Tonlage, nicht langweilig aber auch nicht zu aufgeregt. Recht häufig macht sie Pausen um an passender Stelle Mitschnitte aus den diversen Interviews einzuspielen. Hier ist die Audioqualität nicht immer perfekt und gerade wenn Leute mit Akzent sprechen ist es als Fremdsprachler nicht immer einfach den Gesprächen zu folgen. In der Regel wiederholt Sarah Koenig anschließend die wichtigen Punkte aber nocheinmal.
Auch wenn das so klingen mag als hätte man die Interview-Mitschnitte vielleicht besser rauslassen sollen, ist das ein Irrtum. Serial leistet ganz tolle Arbeit, wenn es darum geht der Geschichte eine persönliche Ebene zu geben. Durch diese Interviews wird uns als Zuhörer immer wieder deutlich, dass der Fall Hae Min Lee mehr ist als nur ein Haufen Fakten. Im Zentrum der Geschenisse stehen echte Menschen und nicht einfach nur abstrakte Rollen wie „Täter“, „Zeuge“ und „Opfer“.
Zu guter Letzt glänzt Serial durch eine fantastische Strukturierung. Jede Folge setzt den Fokus auf andere Aspekte des Falls, beleuchtet einen neuen Aspekt. Die Auswahl und Reihenfolge dieser Schwerpunkte ist in Serial perfekt gelungen.
Falls ihr den Link am Anfang verpasst habt: Alle Folgen von Serial Staffel 1 gibt es HIER.