Star Wars Episode 8: Die letzten Jedi

Rey, Luke und Kylo – Best of Star Wars

„Die letzten Jedi“ ist aber nicht nur die Heimat von merkwürdigem Humor, sondern auch vom besten Handlungsstrang im gesamten cinematischen Star Wars-Universum. Mit Kylo Ren, Finn und Rey hatte schon Star Wars 7 die in meinen Augen interessantesten Hauptcharaktere in das Universum eingeführt, die es bis dato hatten. Zwei davon, namentlich Rey und Kylo Ren alias Ben Solo, wird im neuen Teil mehr als Genüge getan. Der Film erforscht die schicksalhafte Beziehung der beiden, sei es durch eine Vaterfigur, einen Lehrer oder die Macht selbst und scheut nicht davor zurück uns einige Überraschungen entgegen zu schleudern. Wie auch in The Force Awakens ist ein alter Bekannter, Luke Skywalker, ein essentieller Teil dieses Handlungsstrangs.

Obendrauf schreckt Johnson nicht davor zurück die Welt von Star Wars für seine Zwecke zu nutzen. Hier kommt meine Aussage vom Anfang mit der „Goldwaage der etablierten Regeln“ ins Spiel. Der Film macht Dinge, die ich bislang noch nie in Star Wars gesehen habe, mit der Macht und anderen „Konventionen“ der Saga, aber Nichts davon ist unglaubwürdiger, als die Prämisse der Serie an sich.

Es fällt wohl auf, dass ich mir bewusst zurückhalte, was diesen Punkt angeht und das ist mit Absicht. Die Beziehungen von Kylo Ren, Rey und Luke sowohl untereinander, als auch mit dem Rest der Charaktere sind, wie die Überschrift schon sagt, das Beste, was Star Wars zu bieten hat und bislang zu bieten hatte. Es ist der Teil, der den nächsten Punkt erträglich macht und sollte ohne viel Vorwissen geschaut werden. Was uns jetzt also zum größten Problem mit Star Wars Episode 8: Die letzten Jedi bringt.

Finns Irrwege

Ich bin der festen Überzeugung, dass Finn zunächst nicht in „Die letzten Jedi“ vorkommen sollte, zumindest nicht als handelnder Charakter. Unabhängig von den Gründen warum ich das glaube, halte ich das für eine ziemlich coole Idee, gerade für einen Charakter wie Finn. Die Konsequenzen von Episode 8 für Episode 9 sind gigantisch und ein Charakter mit einer Vergangenheit und Geschichte wie Finn, der am Ende von Episode 7 ins Koma fällt und am Anfang von Episode 9 wieder aufwacht wäre eine ziemlich interessante Geschichte. Aber so ist es nun mal nicht gekommen. Also setzten wir uns lieber mit dem auseinander, was wir haben.

Das große Problem ist, dass der gesamte Handlungsstrang rund um Finn am Ende des Tages vollkommen sinnlos ist. Dennoch ist seine Geschichte ein so großer Teil des Films, dass man nicht einfach darüber hinweg schauen kann. Wo ich mich im vorherigen Abschnitt noch zurückgehalten habe was Spoiler angeht, werde ich das hier im nicht mehr tun. Ich denke nicht, dass irgendetwas in diesem Handlungsstrang ein Geheimnis drumherum wert ist. Auf der anderen Seite hat das Wissen über alles, was in Finns Geschichte passiert mir beim zweiten schauen des Films die komplette erste Hälfte ruiniert. Also macht was ihr wollt.

Eins der Themen des Films ist Versagen und Verlust und auf den ersten Blick könnte man meinen, dass auch Finn in diesen Rahmen passt, aber das stimmt nicht. Finn und Rose erreichen ihre Ziele nicht. Richtig. Alles, was Finn, Rose und letztlich auch wir als Zuschauer erleben endet letztlich in Versagen. Stimmt auch. Aber der Unterschied zum Rest des Films ist die absolute Bedeutungslosigkeit von all dem.

Für die restlichen Charaktere haben diese Fehlentscheidungen, die Verluste und das Versagen echte persönliche Konsequenzen. Sie sind essentieller Teil ihrer Charaktere mit echten Folgen. Für Finn? Nope, nicht mal ansatzweise. Wenn überhaupt, wird sein Versagen sogar belohnt, weil er Phasma besiegt bevor ihm, Rose und BB8, die albernste Flucht der Saga gelingt.

Finns Nicht-Opfer

Das Ende von Finns Handlunsstrang im Film ist sein Versuch sich für den Fortbestand des Widerstands zu Opfern. Rose verhindert das aber in letzter Sekunde. Die Szene an sich gefällt mir nicht aus mehreren Gründen. Zunächst einmal kommt Rose‘ Liebe für Finn meiner Meinung nach aus dem Nichts. Ein Taschenspielertrick, um Finn nicht sterben zu lassen.

Der Eindruck verfestigt sich in meinen Augen nur  dadurch, dass alles um die Szene herum schwachsinnig ist. Mit Höchstgeschwindigkeit kracht Rose ihren Flieger in den vor Finn, wenige Meter vor der halben Armee der ersten Ordnung. Wundersamerweise überleben beide und während Rose Finn ihre Liebe mit den Worten „Eine Rebellion gewinnt man nicht, indem man zerstört was man hasst… sondern indem man rettet, was man liebt“ gesteht, knackt die erste Ordnung mit einem gewaltigen Laser das wortwörtlich letzte Tor zwischen der Armee der ersten Ordnung und den letzten, hilflosen Vertretern des Widerstands. Tja…

Der Film hatte Finn bis zu diesem Moment so zweitrangig behandelt, dass sein Tod eigentlich der einzige vernünftige Schritt gewesen wäre. Es ist traurig über einen der besten Charaktere aus Episode 7 sagen zu müssen, dass er in Episode 8 am besten hätte sterben sollen, damit er überhaupt eine Rechtfertigung hatte dabei zu sein. Kurz nachdem Finn Rose trifft wird ein Schalter umgelegt und Finn hat seine gesamte charakterliche Entwicklung des Films durchgemacht. Am Ende wird ihm aber auch dieser Moment, vollkommen inkonsistent mit dem Rest des Films, einfach genommen.

Johnson setzt sich im Laufe des Films mit dem Heldentod auseinander. Im Zentrum davon steht Poe, der seine Lektion darüber lernt, wann und für was man Opfer bringen sollte und wann und für was nicht. Dennoch sterben zwei wichtige Rollen im Film eben diesen Heldentod, tatsächlich recht kurz vor und kurz nach Finns Fast-Heldentod. Beide opfern sich in der dunkelsten Stunde, um dem restlichen Widerstand die Flucht zu ermöglichen. Sie sehen beide ein, dass „der Funken der Hoffnung“ wichtiger ist, als ihr eigenes Leben und opfern sich entsprechend. Finn ist in der gleichen Situation, aber weil er nicht sterben darf, stürzt sich der Film lieber in ein thematisches Durcheinander in dem am Ende alle Verlierer sind.