Was ist… die Blutfahne?

Die Blutfahne ist eine Reliquie des Nazi-Reichs. Es handelt sich dabei um eine besondere Hakenkreuzflagge, die am zweiten Tag des Hitler-Putsches 1923 mitgeführt wurde und mit dem Blut getöteter und verletzter Putschisten befleckt worden war. Im Rahmen der stark okkultistisch geprägten Ideologie der Nazis wurde diese Fahne als „Blutfahne“ zu einem Heiligtum der Nationalsozialisten erhoben. Die mythischen Kräfte, die dieser besonderen Fahne innewohnen sollten wurden auf NS-Parteitagen durch Weihungsrituale auf neue Fahnen und Standarten übertragen.

Gerade die ersten Jahre der Weimarer Republik (1919-1923) waren von enormen Problemen als direkte Folge des ersten Weltkriegs geplagt. Aufstände kommunistischer und rechtsradikaler Gruppen destabilisierten die neue Republik. Nach Ende des Ruhrwiderstands im September 1923 und dem gescheiterten Hitlerputsch begann eine mehrjährige Phase relativer Stabilisierung. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten und der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler im Januar 1933  endete die junge Republk allerdings nach bereits 24 Jahren.

Hitler, rechts neben Ludendorff (Bildmitte), posiert mit weiteren Teilnehmern des Hitler-Ludendorff-Putsches (1924)

Hitler-Ludendorf-Putsch

Die Entstehung der Blutfahne ist auf den gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch am 8. und 9. November 1923 zurückzuführen. Die entscheidende Phase des Putsches war „der Marsch auf die Feldherrnhalle“ am 9. November. Zu diesem Zeitpunkt galt der Putsch bereits als gescheitert, weil die zur Machtübernahme nötige Unterstützung fehlte und auch durch Einschüchterung und Überredung nicht dauerhaft gehalten werden konnte. Nichtsdestotrotz marschierten am Vormittag besagten Tages etwa 2000 bewaffnete Putschisten durch die Straßen Münchens.

Am Odeonsplatz kam es dann zur blutigen Konfrontation zwischen Putschisten und der bayrischen Landespolizei. Im Rahmen des Putsches starben 15 Putschisten, vier Polizisten und ein Zivilist. 13 der 15 toten Putschisten starben im Schusswechsel am Odeonplatz. Nachdem er sich schutzsuchend zu Boden geworfen hatte floh der Flaggenträger Heinrich Trambauer in einem Moment der Ruhe, wobei er seine Fahne mit sich nahm.

SA-Standartenweihe mit der „Blutfahne“ auf dem Reichsparteitag der NSDAP 1933 in Nürnberg. (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann)

Besagte Fahne wurde in der Zwischenzeit mit dem Blut getöteter Putschisten getränkt. Über einige Zwischenstationen gelangte die Fahne 1924 in Hitlers Besitz, der nach nur wenigen Monaten Haft wieder auf freien Fuß gesetzt worden war.

Die Fahne bekam ein neue Spitze und einen Stab. Zudem wurde eine silberne Widmungsmanschette für die gefallenen Putschisten an der Fahne angebracht. Am 4. Juli 1929 ernannte Hitler die Flagge zur Blutfahne und zum „Heiligtum der SA“. In der Öffentlichkeit wurde die Fahne am 17. April 1944 im Rahmen der Bestattung Adolf Wagners zum letzten Mal gesehen

Hauptquellen für diesen Artikel sind: Bernhard Schäfer, Blutfahne der NSDAP, publiziert am 28.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns und Walter Ziegler, Hitlerputsch, 8./9. November 1923, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns