Anmerkung 2: Nach heftiger Kritik treten die Änderungen nun doch nicht in Kraft. Mehr dazu hier.
Anmerkung: Es stellte sich heraus, dass mir hier ein Fehler unterlaufen zu sein scheint. Das bezieht sich primär auf den Punkt „Die Kontroverse“ und als Zusatz der neue Punkt „Charge-Up-Front“. Der Fehler stellte sich allerdings erst im Nachhinein heraus, als Patreon als Reaktion auf die Kritiken einen Post veröffentlichte, der die Änderungen etwas erklärt.
Im ersten Teil der „Vorgestellt“-Reihe habe ich Patreon ein bisschen vorgestellt. „Was ist das?“, „Wie funktioniert es?“ und so weiter. Solltet ihr den Artikel noch nicht gelesen haben oder eine Auffrischung benötigen habe ich den Artikel hier verlinkt.
Änderungen für Creator
Grund für diesen Artikel ist eine Änderung, die Patreon an ihrem Gebührensystem vorgenommen hat. Zunächst einmal der Punkt, den Patreon sehr eindeutig versucht in den Vordergrund zu rücken. Creator bekommen jetzt immer und garantiert 95% der Spendensumme, während Patreonsgebühr weiterhin bei 5% bleibt. Zunächst einmal klingt das ganz gut. Wenn ich 1$ spende bekommt der Creator davon 0,95$ und Patreon 0,05$.
Die Änderung hier ist, dass die Transaktionskosten nicht mehr von der Spende abgezogen werden. Letzlich ist dadurch für alle Beteiligten kalkulierbarer wer wie viel bekommt. Die Transaktionskosten sind immer recht unkalkulierbar gewesen und wurden zusätzlich zu Patreonsgebühren von der Spende abgezogen. Laut Patreon haben Creator von der Spende deshalb im Endeffekt immer etwa nur zwischen 93% und 85% erhalten, mit der neuen Regelung sind es jetzt immer 95%. Soweit so gut.
Zusatz: Charge-Up-Front
Patreon wechselt zudem auf ein Charge-Up-Front-System. Die meisten Creator wurden über Patreon bislang im Nachhinein für den letzten Monat bezahlt. Das brachte allerdings Probleme mit sich, weil Patreons somit bis zu einem vollen Monat anrecht auf Boni hatten, für die sie gar nicht gezahlt hatten. Das wäre nicht so wild, aber da es durchaus viele Idioten im Internet gibt, die sowas ausnutzen erlebten Creator immer wieder, dass Leute Anfang des Monats ihrem Patreon beitraten, abgriffen was ging und dann vor der ersten Zahlung wieder verschwanden.
Mit Charge-Up-Front bezahlt nun jeder Patreon für den kommenden Monaten an Inhalten und nicht mehr für den vergangenen. Damit einher geht auch, dass Patreon nun alle Gebühren in dem Moment einzieht indem man sich entscheidet einen Creator als Patreon zu unterstützten und dann Monat für Monat an diesem Tag die Kosten anfallen, anstatt alles am Anfang oder Ende des Monats zu berechnen.
Ein Beispiel: Ich entscheide mich am 2. März Creator 1 zu unterstützen. Meine Spendensumme wird dann direkt am 2.März mitsämtlichen Gebühren von mir eingezogen. Am 15. März entscheide ich mich dann zusätzlich Creator 2 finanziell unter die Arme zu greifen. Auch hier zieht Patreon jetzt meine Zahlung direkt ein. Am 1. April passiert nun nichts mehr, nach dem bisherigen System hätte mir Patreon meine gesamten Spendensumme an diesem Tag in Rechnung gestellt. Am 2. April bezahle ich meine monatliche Spende für Creator 1 inklusive aller Gebühren und am 15. April das gleiche nochmal für Creator 2.
Änderungen für Spender
Die Transaktionskosten sind allerdings nicht sang- und klanglos verschwunden. Einfach gesagt bezahlt sie jetzt der Spender und nicht mehr der Creator. Anstatt die Transaktionskosten von der Spende abzuziehen, werden sie draufgerechnet. Das funktioniert dann genauso, wie die Mehrwertsteuer jetzt schon von Patreon gehandhabt wird. [Zur Erinnerung: Wenn ich eine 1$ Spende aus Deutschland tätige muss ich bislang 1,19$ bezahlen, weil die 19% zusätzlich draufgerechnet werden.]
Transaktionskosten werden jetzt als feste Rate von 2,9% + 0,35$ auf jede einzelne Spende gerechnet. Wer also 5 Creator unterstützt bezahlt auf jede Spende zusätzlich die Transaktionskosten von 2,9% + 0,35$. Lassen wir also die Mehrwertsteuer außenvor sind das jetzt bei einer Spende von je 1$ an 5 Creator für den Spender Gesamtkosten von 6,90$.
Das Kontroverse
Korrektur:
Das Problem mit den festen Transfergebühren ist vorallem, dass gerade Spender, die vielen unterschiedlichen Creatorn kleine Summen spenden einen enormen Kostenanstieg zu befürchten hatten. Wie sich herausstellt sind diese Leute nicht gerade ein geringer Teil von Patreon.
Neben diesem offensichtlichen Nachteil des Systems, machen die Änderungen das Ganze auch erstaunlich kompliziert und unübersichtlich. Jede einzelne Spende wird einzelnd und an unterschiedlichen Tagen durchgeführt und eine Gebühr erhoben, deren Berechnung niemand wirklich nachvollziehen kann.
Originaltext: Die Kontroverse ist die, dass Patreon pro Spende Transferkosten erhebt, sich auf ihrer Webseite aber dafür rühmt Transaktionskosten durch gemeinsames Abwickeln der einzelnen Spenden eines Spenders zu reduzieren. Wenn wir uns die Angaben über zuzahlende Transaktionskosten über PayPal anschauen finden wir 5% + 0,05$ pro Transaktion und Patreon tätigt nur eine Transaktion pro Spender.
Der Spender von eben, der mit den 5 Creatorn für je 1$, bezahlt nach dem neuen Modell 1,90$ Transaktionskosten pro Monat. Patreon zahlt allerdings selber nur 0,30$. Der Spender bezahlt also 1,60$ „Transaktionskosten“, die gar keine Transaktionskosten sind.
Auf der anderen Seite sind die Transaktionskosten für eine einzelne Spende von 100$ für den Spender lediglich 3,25$, während Patreon über PayPal 5,05$ zahlen müsste. Hierzu muss allerdings gesagt werden, dass die Rate von 2,9% + 0,35$ wohl ein Mittelwert aus unterschiedlichen Transaktionskosten von unterschiedlichen Abwicklungsdiensten ist. Der Dienst Stripe etwa hat Kosten von 1,9% + 0,30$. Was beide Fälle (mehrere kleine Beträge und ein großer Betrag) wiederrum zu Gunsten Patreons verschiebt.